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Was sind die Gefahren?

Pestizide gelangen nicht nur über die Nahrung in den Körper, sondern auch über die Haut und über die Atemwege. Bei direktem Kontakt können die Stoffe über die Haut, über die Schleimhäute und Augen aufgenommen werden. Werden Pestizide zerstäubt, wie z.B. bei Sprays, werden sie eingeatmet.

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Wir konsumieren täglich Produkte, die mit Pestiziden behandelt wurden (Obst, Gemüse) oder belastet sind (Milch, Fleisch usw.). Eine groß angelegte Analyse der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Jahr 2021 ergab, dass bei 12 untersuchten Lebensmitteln (Obst, Gemüse, Getreide, tierische Produkte) in 58,1% (8.043) der analysierten Proben keine quantifizierbaren Rückstände gefunden wurden, was jedoch nicht ausschließt, dass Rückstände vorhanden sind. In 39,8% (5.507) der Proben wurden Pestizidrückstände nachgewiesen, die unter dem gesetzlich festgelegten Maximalwert lagen. In 2,1 % (295) der Proben wurden Pestizidrückstände über dem Maximalwert 

festgestellt. Insgesamt wurden 190 verschiedene Pestizide getestet. Auch in Luxemburg ist die Pestizidbelastung allgegenwärtig. Eine Studie des Luxembourg Institute of Health (LIH) im Jahr 2021 ergab, dass in Haarproben bis zu 19 verschiedene Pestizide nachgewiesen wurden, die hauptsächlich indirekt durch die Nahrung aufgenommen wurden.

​Die Auswirkungen von Pestiziden zeigen sich auch bei unseren nahen Verwandten, den Schimpansen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit dem LIH (Krief et al., 2022) verglich Haarproben von wild lebenden und in Gefangenschaft gehaltenen Schimpansen. Insgesamt wurden 90 verschiedene Arten von Pestiziden festgestellt. In den Haarproben der wilden Population wurden 60 Pestizide nachgewiesen. Diese Population lebt in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Jedoch ernähren sie sich nur selten von Mais, betreten die Agrarflächen nicht und trinken auch selten aus nahe gelegenen Flüssen. Sie nehmen die Pestizide indirekt durch ihre Nahrung auf. Eine frühere Studie im gleichen Nationalpark (Krief et al., 2014b, 2015b, 2017) zeigte Deformationen im Gesicht bei einigen Individuen und ein Aussetzen des Fortpflanzungszyklus bei drei erwachsenen Weibchen, die auf Pestizide zurückzuführen sind. Diese Veränderungen wurden auch bei anderen Primatenarten dokumentiert.

1
Akute Vergiftungen
2
Chronische Auswirkungen
3
Sie sind schwer abbaubar
4
Sie gelangen in die Nahrungskette
5
Sie wirken unspezifisch 

Pestizide und Artensterben

Pestizide können direkte (Aufnahme durch die Nahrung) oder indirekte (Pestizide im Lebensraum) negative Auswirkungen auf die Arten haben. Durch die Akkumulation von Pestiziden in der Nahrungskette sind vor allem Arten an der Spitze der Nahrungskette betroffen (Vögel, Säugetiere usw.). Diese Anreicherung von Pestiziden über einen längeren Zeitraum kann langfristige negative Folgen für verschiedene Arten haben. Neben verschiedenen Krankheitsbildern, die zum Tod führen können, können einige Giftstoffe hormonelle Störungen verursachen und somit Unfruchtbarkeit oder Sterilität bei Arten auslösen. Dies ist besonders kritisch bei bereits seltenen Arten.

Nichtspezifische, breitbandige Pestizide, die großflächig verteilt werden, wirken sich auch auf angrenzende natürliche Flächen aus und werden durch Wind, Wasserläufe und Tiere weiterverbreitet. Bei Insektiziden und Herbiziden verringert sich der Bestand an Insekten und Pflanzen, und somit auch die Nahrungsquelle einer Vielzahl von Arten. Die Veränderung der Vegetationsstruktur führt zu Veränderungen des natürlichen Lebensraums, was wiederum Einfluss auf die Artenzusammensetzung hat.

Insekten
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Amphibien
Säugetiere

Abbildung: Dokumentierte Auswirkungen von Pestiziden auf Wildtiere auf verschiedenen Ebenen der biologischen Organisation und die bekannten (durchgezogene Pfeile) oder nachgewiesenen erwartete (gestrichelte Pfeile) Wechselbeziehungen zwischen ihnen. (Kohler, H.-R.; Triebskorn, R. (2013). Wildlife Ecotoxicology of Pesticides: Can We Track Effects to the Population Level and Beyond?. Science, 341(6147), 759–765. doi:10.1126/science.1237591 )

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